Fünf Fragen an das Autor*innen-Kollektiv Bauer Gollanek Klostius Stracke zu ihrem Spannungsroman „Walter Ulbrichts letzter Coup“
Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Erscheinen Ihres Buches „Walter Ulbrichts letzter Coup“! Es kommt ja nicht oft vor, dass Romane von einem Autor*innen-Kollektiv verfasst werden. Wir sind neugierig und möchten von Ihnen wissen: Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, gemeinsam einen Roman zu schreiben?
Vielen Dank. Es freut uns wirklich sehr, dass der Jaron Verlag uns diese Möglichkeit als Autor*innen-Team gibt. Viele Verlage können sich ja gar nicht vorstellen, dass man zu viert einen spannenden Roman schreiben kann. Aber das geht sehr gut. Wir hatten viermal so viele verrückte Ideen – und jede Menge Spaß dabei.
Kennengelernt haben wir uns in einem Schreibseminar von Claudia Johanna Bauer. Thema: die Ausarbeitung eines Romans. Und weil wir recht bald merkten, dass hier etwas richtig Packendes entstehen könnte, hat uns das im professionellen Rahmen zusammengebracht.
Wie dürfen wir uns ganz konkret die Zusammenarbeit vorstellen?
Schreiben im Team ist fordernd. Man muss sich regelmäßig abstimmen und einigen. Und man ist ebenso regelmäßig einem offenen Feedback ausgesetzt, muss bereit sein, auch mal einen Lieblingssatz, eine Lieblingsszene oder einen liebgewonnenen Charakter loszulassen, weil die anderen davon deutlich weniger begeistert sind als man selbst. Die sehr unterschiedlichen Lebenserfahrungen der Autor*innen taten dabei ihr Übriges. Dem Text tut das aber gut. Man bekommt schon während des Erstentwurfs vieles eingefangen, was später ohnehin der Überarbeitung zum Opfer fiele.
Den Text selber haben wir szenenweise aufgeteilt. Wir haben gemeinsam eine Art „literarisches Storyboard“ entwickelt, das als roter Faden diente. Dadurch konnten wir parallel an mehreren Szenen arbeiten. Die fertigen Texte wurden dann in der Gruppe präsentiert, besprochen und anschließend überarbeitet. Das nimmt Zeit in Anspruch.
Aber das Team hilft auch über die schwierigen Phasen des Schreibens hinweg. Wir haben uns gegenseitig motiviert und gefordert und haben auf diese Weise die eine, typische „Stimme“ gefunden, die den ganzen Roman trägt. Bei uns hat einfach die Chemie gestimmt, daraus hat sich ein ganz eigener Gruppenhumor entwickelt, und das merkt man dem Text deutlich an.
„Walter Ulbrichts letzter Coup“ ist ein kontrafaktischer Roman. Können Sie uns kurz erklären, was dieses literarische Genre überhaupt bedeutet?
Im kontrafaktischen Roman entwickelt sich die Geschichte um ein Szenario, das vom bekannten Lauf der Weltgeschichte bewusst abweicht. Man stellt sich die Frage „Was hätte sein können, wenn … ?“ und konstruiert darauf aufbauend eine alternative Geschichte. Andere Begriffe für dieselbe Technik sind: parahistorischer Roman, Uchronie, Alternativweltgeschichte oder alternate history.
Wie viel historische Recherche steckt trotz aller Fiktion in dem Buch?
Tatsächlich sehr viel. „Walter Ulbrichts letzter Coup“ ist an vielen Stellen schon sehr skurril, umso wichtiger war uns, dass die historischen Fakten korrekt sind. Das beginnt bei den Schauplätzen, für die wir uns
durch alte Stadtpläne und Fotos gearbeitet haben, und setzt sich im Alltagsleben fort. Wie war es 1973 in Berlin? Welche Produkte waren zu dieser Zeit beliebt? Was lief im Fernsehen? Wann fuhren die U-Bahnen? Was war politisch los? Nicht zu vergessen die Fluchten aus der DDR und deren Hintergründe. Zuletzt waren natürlich die Lebensläufe der realen Personen entscheidend. Unser Anspruch beim Schreiben war, dass alle historischen Fakten belegt sind – und wir so unsere eigene Geschichte in diesen Rahmen einbetten können.
Und zum Abschluss: Was macht Ihr Buch so besonders? Erklären Sie uns doch in einem Satz, warum man "Walter Ulbrichts letzter Coup" unbedingt lesen sollte?
Die Story ist rasant, skurril und höchst mysteriös. Sie werden überrascht sein. Versprochen!
„Walter Ulbrichts letzter Coup“ gibt es ab dem 28. Februar 2023 überall dort, wo es Bücher gibt. Sie können das Buch schon heute bei uns im Webshop oder in der Buchhandlung Ihres Vertrauens vorbestellen.
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